Ein Komitee zur Erforschung der Auswirkungen der globalen Erwärmung stellt fest: Infektionskrankheiten breiten sich aus, ebenso wie Krankheiten, die mit der Luftverschmutzung zusammenhängen.
Eine der großen Initiativen zur Erforschung der Klimakrise ist das Projekt „Lancet Countdown“ der medizinischen Zeitschrift „The Lancet“. In einem Komitee arbeiten Vertreter von 35 Ländern und Organisationen aus aller Welt zusammen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Weltbevölkerung zu beobachten. Zugleich bewerten sie, inwieweit die 174 Länder, die 2006 das Pariser Abkommen über die Reduktion von Treibhausgasen unterzeichnet haben, ihre Vorgaben einhalten.
Die Durchschnittstemperatur der Erde ist heute um ein Grad Celsius höher als zu Beginn der industriellen Revolution. Der Anstieg ist in der Welt nicht einheitlich, im Nordwesten Kanadas etwa beträgt er durchschnittlich rund drei Grad Celsius, während es auch Orte gibt, wo er weniger fühlbar ist. Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht erheblich abnimmt, dann wird die Welt, in der ein heute geborenes Baby leben wird, im Vergleich zur Zeit vor der industriellen Revolution vermutlich um mehr als vier Grad wärmer sein.
Dengue-Viren dringen in eine Zelle ein | Elektronenmikroskop-Aufnahme: LONDON SCHOOL OF HYGIENE AND TROPICAL MEDICINE / SPL
Ausbreitung von Krankheiten
Der Klimawandel beeinflusst nicht die ganze Bevölkerung auf die gleiche Weise, und in vielerlei Hinsicht hat er besondere Auswirkungen auf Kinder. Einer seiner gefährlichen Effekte liegt im Gebiet der Infektionskrankheiten: Der Temperaturanstieg schafft günstigere Bedingungen für die Ausbreitung von Krankheiten, die Kindern besonders schwere Schäden zufügen können. So werden etwa Krankheiten leichter verbreitet, die schwere Durchfälle hervorrufen können, ebenso Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, weil deren Lebensräume sich mit dem Temperaturanstieg ausdehnen. Eine davon ist das Dengue-Fieber, das die Weltgesundheitsorganisation als eine der zehn größten Bedrohungen für die Weltgesundheit gelistet hat. Neun der zehn Jahre, die als die günstigsten für die Verbreitung dieser Krankheit dokumentiert wurden, fallen in die letzten zwanzig Jahre. Ein weiteres Beispiel ist das Bakterium Vibrio cholerae, das schwere Durchfälle verursacht. Die Zahl der für seine Verbreitung günstigen Tage im Jahr hat sich seit dem Beginn der 80er-Jahre verdoppelt.
Noch weitere Veränderungen, die durch die Erderwärmung bewirkt werden, treffen besonders Kinder. Es gibt zum Beispiel einen Index für die Anbaudauer der Getreidearten Mais, Weizen, Reis und Soja, basierend auf der Zeit, die pro Jahr aufgewendet werden muss, um eine bestimmte Menge des Getreides anzusammeln. Eine Abnahme des Anbaudauer-Index des Getreides bedeutet, dass das Getreide zu schnell reift und zu kleine Samenmengen ausbildet. Seit 1960 wird eine Abnahme der Anbaudauer des Getreides verzeichnet, und besonders Babys und Kinder sind durch die Unterernährung schwer getroffen, weil ihr Körper noch wachsen und sich entwickeln muss.
Die Luftverschmutzung, die wegen der Verbrennung fossiler Brennstoffe ständig zunimmt, schädigt die Herz- und Lungenfunktion. Die Zahl der Todesfälle, die auf die Luftverschmutzung im Freien zurückgeführt wurden, betrug im Jahr 2016 fast drei Millionen. Die Luftverschmutzung wirkt sich besonders stark auf Babys und Kleinkinder aus und betrifft insbesondere die Entwicklung des Herzens, der Lungen und anderer lebenswichtiger Organe. Nach den Worten von Mona Sarfaty, Direktorin des Klima-und-Gesundheit-Programms am Zentrum für Kommunikation der Klimaveränderung an der George Mason University, sind Kinder besonders empfindlich gegenüber Schadstoffen, weil „bei ihnen das Herz schneller schlägt und die Atemfrequenz höher ist als bei Erwachsenen“.
Mehr als 90 Prozent der Kinder in der Welt sind heute einer Luftverschmutzung ausgesetzt, die über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Richtwerten liegt, wobei die meisten durch Luftverschmutzung verursachten Todesfälle auf Gebiete mit niedriger und durchschnittlicher Wirtschaftsleistung konzentriert sind, zum Beispiel Afrika und Indien. Die dortigen Bedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Lungenschädigungen, Asthma und anderen Erkrankungen der Atemwege. Auch die immer häufigeren Waldbrände, wie die gewaltigen Feuer im Amazonas-Regenwald, die ab und an in den Schlagzeilen sind, und die wiederkehrenden Brände in Australien, haben Auswirkungen auf die Luftverschmutzung. 77 Prozent aller Länder berichten von einem Anstieg der Schäden durch große Brände in den Jahren 2015-2018, verglichen mit 14 Prozent in den vorangegangenen Jahren.
Die absolute Mehrheit der Kinder auf der Welt ist einer Luftverschmutzung ausgesetzt, die über den empfohlenen Richtwerten liegt. Rauchende Schlote einer Fabrik | Illustrationsfoto: Shutterstock
Globaler Kampf
Angesichts der Gefahr für die kommenden Generationen ist es kein Wunder, dass Kinder in aller Welt sich dem globalen Kampf rund um die Klimakrise angeschlossen haben und dabei sogar eine bedeutende Rolle spielen. Hauptverantwortlich dafür ist die junge Schwedin Greta Thunberg, die 2019 vor dem Parlament ihres Landes eine Protestkundgebung startete, mit der sie energischere Maßnahmen zur Bremsung des Klimawandels forderte. Dadurch angeregt entstanden in der Folge Bewegungen wie Sunrise und Extinction Rebellion Youth, die Kinder und Jugendliche im Kampf um eine Lösung für die Klimakrise organisieren.
Die Jugend erwacht. Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg spricht vor einer Versammlung in Montreal | Foto: Wikipedia, Lëa-Kim Châteauneuf
Zweifellos haben die Stimmen Thunbergs und ihrer Freunde bei vielen von uns eine Bewusstseinsveränderung bewirkt. Viele junge Menschen scheinen sich mit den Worten zu identifizieren, die sie bei der UNO an die Führungspersönlichkeiten der ganzen Welt richtete: „Wenn ihr euch entscheidet, uns im Stich zu lassen, werden wir euch das nie verzeihen.“ Die kommenden Jahre werden zeigen, wie weit es den Jungen gelingen wird, eine Veränderung der Wahrnehmung und der Praxis im Umgang mit der Klimakrise herbeizuführen.