Vor 120 Jahren erschienen die ersten Starrluftschiffe und leiteten das Zeitalter der motorisierten Luftfahrt ein

Der Beginn war sehr beeindruckend: Dutzende neugierige Zuschauer blickten auf ein gewaltiges Gebilde, das von einem riesigen Lastkahn auf dem Bodensee in Süddeutschland emporragte. Das Luftschiff, das wie eine gigantische, 128 Meter lange Zigarre aussah, erhob sich gemächlich und begann behäbig durch den Himmel über dem See zu kreuzen. Die fünf Passagiere und Besatzungsmitglieder saßen in zwei kleinen bootsförmigen Zellen, die unter dem Rumpf hingen und die Bezeichnung „Gondeln“ bekamen. Zwei Motoren, die Automotoren ähnelten, bewegten an beiden Seiten des Rumpfs angebrachte kleine Propeller, die das Luftschiff vorantrieben. Das Wenden erfolgte mithilfe von Steuerrudern wie bei einem Schiff, während das Pitching, also das Aufwärts- und Abwärtsneigen des Bugs, durch das Vor- und Zurückschieben von einigen schweren Gewichten an einer langen Stange zwischen den beiden Gondeln bewirkt wurde.

Das Datum war der 2. Juli 1900, mehr als drei Jahre vor dem historischen Flug der Brüder Wright. Die ganze Pracht erhob sich binnen weniger Minuten in eine Höhe von 410 Metern und legte in 17 Minuten eine ansehnliche Strecke zurück – ungefähr sechs Kilometer. Doch bald begannen die Schwierigkeiten: Die Gewichte blieben auf der Achse stecken, und einer der beiden Motoren setzte aus. Während die Piloten versuchten, das klobige Gerät zu landen, setzte starker Wind ein, und der Jungfernflug des Luftschiffs endete mit einem peinlichen Absturz.

Der Unfall war nicht tödlich. Die Passagiere blieben unversehrt, und Gronach Reparaturarbeiten, die einige Wochen dauerten, war das Luftschiff wieder flugtauglich. Den schwersten Schlag erlitt die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“, deren Gründer, Ferdinand von Zeppelin, gehofft hatte, die Investoren zu beeindrucken und das Kapital für den Bau von kommerziellen Luftschiffen aufzutreiben. Die Investoren, die bei dem Testflug anwesend waren, waren alles andere als begeistert und keineswegs überzeugt, dass Zeppelins Erfindung eine wirtschaftliche Zukunft haben würde. Sein erstes Luftschiff absolvierte im Herbst 1900 noch zwei Flüge, konnte aber wieder keine Investoren gewinnen. Der enttäuschte Zeppelin war gezwungen, es zu zerlegen, die Teile und sein Werkzeug zu verkaufen und den Bankrott anzumelden.

Der erste Zeppelin startet zu seinem Jungfernflug | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei
17 Flugminuten, die eine neue Ära einleiteten. Der erste Zeppelin startet zu seinem Jungfernflug | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei

Der Graf und seine Vision

Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin wurde 1838 in eine angesehene Familie in Württemberg, heute zu Deutschland gehörend, geboren. Er wuchs im Schloss der Familie am Bodensee auf und wurde mit seinem Bruder und seiner Schwester von Privatlehrern erzogen. Er entschied sich für eine militärische Karriere und studierte parallel an der Universität Tübingen Maschinenbau.

Als Generalstabsoffizier nahm er 1866 am preußisch-österreichischen Krieg teil, wurde mit einem Verdienstorden ausgezeichnet und stieg in den Generalsrang auf. Doch das prägende Erlebnis seiner Karriere hatte er in einem anderen Krieg. 1863 fungierte er als Beobachter im amerikanischen Bürgerkrieg, und dort bekam er zum ersten Mal die Gelegenheit zu einer Ballonfahrt. Nach dieser Erfahrung begann er, sich für die Sache zu interessieren und vor Allem zu überlegen, wie Ballons zu effizienteren Verkehrsmitteln gemacht werden könnten, die nicht nur von günstigen Winden abhängig wären, sondern wirklich gesteuert und in die gewünschte Richtung gelenkt würden.

Zeppelin dachte viel über diese Idee nach, und zehn Jahre später stieg sein Interesse noch weiter an, nachdem er einen Vortrag über die Verwendung von Ballons als Verkehrsmittel und zur Postbeförderung gehört hatte. Er begann selbst ein Luftschiff zu planen, das effizienter sein sollte als Ballons.

Im Jahr 1884 unternahmen zwei Franzosen einen ersten Versuch mit einem Luftschiff – einem 50 Meter langen röhrenförmigen Ballon mit elektrischem Antrieb, gespeist von einem großen Akkumulator. Das Luftschiff La France vollbrachte mehrere kurze Flüge, alle über eine Strecke von einigen Kilometern, und konnte bei den meisten zum Ausgangspunkt zurückkehren. In der Folge verfasste Zeppelin eine Denkschrift an den württembergischen König, in der er ihn aufrief, die Entwicklung von deutschen Luftschiffen zu fördern, und sogar auf die Möglichkeit einer militärischen Nutzung hinwies, unter anderem für die Bombardierung feindlicher Ziele aus der Luft. Soweit bekannt erhielt er keine wirkliche Antwort auf sein Schreiben.

Graf von Zeppelin | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Der General, der dem Zauber der Ballonfahrt erlag und den Armeedienst quittierte, um Luftschiffe zu bauen. Graf von Zeppelin | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Aller Anfang ist schwer

Im Alter von 52 Jahren beschloss Zeppelin, aus dem Armeedienst auszuscheiden und sich ganz der Entwicklung eines Luftschiffs zu widmen. Die Idee, die schon in seine frühen Plänen auftauchte, war ein Luftschiff mit einem starren Gerippe, über das eine Außenhaut gespannt wird, anders als beim französischen Luftschiff, das einfach ein länglicher Ballon war. Im Inneren des starren Rumpfs wird ein Gas, das leichter ist als Luft – in diesem Fall Wasserstoff - , in einige getrennte Zellen gefüllt, was eine bessere Kontrolle erlaubt und auch die Sicherheit des Fluggeräts erhöht. Er warb einige Ingenieure an, die ihn bei der detaillierten Planung des Fluggeräts unterstützten. Der endgültige Plan fußte auf einem Gerippe aus Aluminium – einem leichten Metall, für dessen Gewinnung in großen Mengen erst wenige Jahre zuvor eine effiziente Methode entwickelt worden war.

Obwohl es sich um einen tadellosen Plan handelte, tat sich Zeppelin mit der Finanzierung schwer. Ein staatliches Expertenkomitee lehnte seine Ansuchen ab, und die zahlreichen Gegner der Idee eines Luftschiffs wurden bestärkt, als ein von einer anderen Gruppe gebautes Starrluftschiff bei seinem Jungfernflug abstürzte und in Stücke zerbarst, weil sein Gerippe nicht stark genug war.

Trotz der Schwierigkeiten gründete Zeppelin 1898 die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“ und beschaffte durch den Verkauf ihrer Aktien das für den Bau des Luftschiffs notwendige Kapital. Drei Jahre zuvor hatte er in Deutschland ein Patent für sein Produkt angemeldet, und 1899 wurde das Patent auch in den USA bewilligt. Die Arbeit am Bau des Luftschiffs dauerte rund zwei Jahre und brauchte das Kapital der Gesellschaft auf. Im Gefolge des Fehlschlags im Juli 1900 ging sie bankrott, doch Zeppelin glaubte an sein Konzept und wollte nicht aufgeben.

Graf Zeppelin fuhr weiterhin in Deutschland umher und versuchte, die Finanzierung für den Bau eines neuen Luftschiffs aufzubringen. Schließlich gelang es ihm, im Jahr 1905 die Unterstützung des Königs zu bekommen und das zweite Luftschiff zu bauen, das LZ 2 (die Initialen von „Luftschiff Zeppelin“), das mit stärkeren Motoren bestückt war als sein Vorgänger. Das Luftschiff wurde schon bei seinem kurzen Jungfernflug beschädigt und startete nach langwierigen Reparaturen ein zweites Mal, mit dem 68-jährigen Zeppelin am Steuer. Auch diesmal nahm der Testflug einen guten Anfang, doch eine Motorpanne zwang den Grafen zu einer Notlandung im gebirgigen Gelände in der Nähe des Sees. Nach der Landung fügte ein schweres Gewitter dem Luftschiff irreparablen Schaden zu.

Zeppelin gab sich immer noch nicht geschlagen und investierte den Rest seines privaten Vermögens in den Bau eines dritten Luftschiffs, des LZ 3, das dem zweiten sehr ähnlich war, aber verbesserte Stabilisatoren bekam. Diesmal bewährte sich die Konstruktion: Zeppelin vollführte mit dem neuen Luftschiff zahlreiche Flüge und demonstrierte die perfekte Beherrschung des Fluggeräts bei einer Geschwindigkeit von über 40 km/h. Nachdem er eine Flugstrecke von 350 Kilometern in acht Stunden bewältigt hatte, erhielt er endlich die staatliche Finanzierung für den Bau von weiteren Luftschiffen.

Der erste Erfolg: Der dritte Zeppelin schwebt 1909 über Berlin | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Der erste Erfolg: Der dritte Zeppelin schwebt 1909 über Berlin | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Kriegsschiffe

Rasch begann Zeppelin viele verbesserte Luftschiffe zu bauen. Die Zylinderstruktur wurde durch eine ovale Form abgelöst, also einen Zylinder, der an den Enden schmäler war als in der Mitte, mit Heckflossen zur Stabilisierung. Die Steuersysteme wurden verfeinert, und die Luftschiffe wurden mit stärkeren Motoren und größeren Gaszellen ausgerüstet. Die Gewichte, die das Aufwärts- und Abwärtsneigen des Luftschiffs ermöglichten, löste ein System von Luftzellen ab, die neben den Wasserstoffzellen im Schiffsrumpf platziert wurden: Die Zufuhr von Luft in die Zellen erhöht das Gewicht der Gase und bewirkt das Absinken des Luftschiffs, während das Ablassen von Luft das spezifische Gewicht des Luftschiffs senkt und dessen Aufstieg bewirkt. Auch die Gondeln wurden optimiert und durch eine geschlossene, an den Rumpf geschmiegte Konstruktion ersetzt. Bei den Passagierluftschiffen waren die Bedingungen in den Gondeln recht komfortabel. Die modernen Luftschiffe wurden mit Navigationshilfen und sogar mit Funkgeräten ausgerüstet, die es erlaubten, telegraphische Nachrichten abzusetzen und zu empfangen. Sie konnten Flüge über Dutzende Stunden und Tausende von Kilometern ohne Tankstopp vollführen und veränderten die Luftfahrt von Grund auf.

Der Erfolg der Luftschiffe machte Graf Zeppelin in Deutschland zu einem Nationalhelden. Als eines der Luftschiffe in einem Sturm abstürzte und wegen eines Wasserstofflecks in Brand geriet, gerade als die staatliche Finanzierung für die Fortsetzung des Projekts geprüft wurde (die Regierung verlangte den Beweis dafür, dass das Luftschiff 24 Stunden in der Luft bleiben konnte), sprangen Tausende Bürger ein und spendeten für den Bau eines Ersatz-Luftschiffs. Im Herbst 1908 fand sich ein Großteil der deutschen Parlaments- und Regierungsmitglieder ein, um das Wunderwerk zu besichtigen, und Zeppelin pilotierte sie selbst durch die Wolken.

Im Ersten Weltkrieg machten das Deutsche Heer und die Kaiserliche Marine ausgiebigen Gebrauch von Luftschiffen. Sie leisteten Aufklärungsdienste gegenüber feindlichen Kräften am Boden und zur See, waren aber Bodenfeuer und Angriffen durch Flugzeuge ausgesetzt, die erstmals an den Kriegsschauplätzen erschienen. Um die Aufklärungsleistungen zu verbessern, wurde an den Luftschiffen eine kleine Beobachtungsgondel angebracht, in der ein Späher mit einem starken Fernglas saß. Die Gondel wurde an einem Kabel, dessen Länge einen Kilometer (!) erreichen konnte, abgeseilt, sodass das Luftschiff sich in den Wolken oder darüber verbergen konnte, während nur die kleine Beobachtungsgondel hervorlugte. Der Späher gab über eine Telefonleitung Informationen an das Luftschiff durch und dirigierte sogar Bombenangriffe durch die Angabe der präzisen Abwurfstelle.

Einen Kilometer unter dem Luftschiff aufgehängt: Die Beobachtungsgondel eines Zeppelin ist im britischen Imperial War Museum ausgestellt | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Einen Kilometer unter dem Luftschiff aufgehängt: Die Beobachtungsgondel eines Zeppelin ist im britischen Imperial War Museum ausgestellt | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Allerdings waren die Luftschiffe als Bomber nicht besonders effizient. Ihre Präzision war gering, und da sie im Niedrigflug sogar durch Bodenfeuer stark gefährdet waren, mussten sie in großer Höhe fliegen, ja manchmal sogar über den Wolken in Deckung bleiben, was die Präzision noch weiter verminderte. Trotzdem flogen die Deutschen nicht wenige Bombeneinsätze mit Luftschiffen, hauptsächlich über Großbritannien. Obwohl die Zahl der Todesopfer klein war, nach Schätzungen einige Hundert im gesamten Krieg, waren die Briten wegen der Furcht vor solchen Angriffen gezwungen, Truppen für deren Abwehr abzustellen. Die Deutschen waren nicht die einzigen, die Luftschiffe im Krieg einsetzten: Auch die Franzosen und die Italiener verwendeten solches Gerät, hauptsächlich für die Aufklärung und nur wenig für Bombenangriffe. Die britische Armee entschied sich schon zu Kriegsbeginn dafür, auf Flugzeuge und nicht auf Luftschiffe zu setzen, langfristig wohl eine kluge Entscheidung, aber die Marine setzte einige Luftschiffe für Spähmissionen ein.

Friedensengel

Graf Zeppelin starb im Jahr 1917, noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs. In gewissem Sinn gereichte das zum Guten, denn er musste die Kriegsfolgen und deren Auswirkungen auf sein Lebenswerk nicht mehr miterleben. Der Vertrag von Versailles, der die Bedingungen für die Kapitulation Deutschlands regelte, erlegte den Deutschen auf, im Rahmen der Reparationen den Siegern die großen Luftschiffe auszuliefern. Der Vertrag verbot den Deutschen zudem, weiterhin große Luftschiffe herzustellen.

Im Gegensatz zu von Zeppelin, der in eine reiche Familie hineingeboren wurde, entsprang Hugo Eckener, der 30 Jahre später, 1868, zur Welt kam, einer viel bescheideneren Familie und war der Enkel eines Schusters. Trotzdem diente auch er in der Armee und studierte an der Universität, wo er ein Doktorat in Psychologie erwarb. Danach wandte er sich dem Journalismus zu und berichtete über die ersten Flüge – und die Fehlschläge – der Luftschiffe. Rasch entwickelte er Interesse an diesem Gebiet, wurde in der Öffentlichkeitsarbeit für die Zeppelin- Gesellschaft tätig und erwarb selbst die Lizenz zum Lenken von Luftschiffen. Im Ersten Weltkrieg war er bereits verantwortlich für die Ausbildung der meisten Luftschiff-Piloten des deutschen Heers und wurde gleichzeitig zur rechten Hand von Zeppelin selbst. Nach dem Tod des Grafen übernahm Eckener die Leitung der Gesellschaft.

Hugo Eckener (links) mit Zeppelin (Mitte) | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei
Vom Journalisten zum Luftschiff-Kapitän und zum Direktor der Gesellschaft: Hugo Eckener (links) mit Zeppelin (Mitte) | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei

Angesichts der schwierigen Umstände konnte Eckener die Gesellschaft nur mit Mühe am Leben erhalten und war hauptsächlich mit dem Auftreiben von Spenden und Investitionsgeldern beschäftigt. Der Durchbruch kam letztlich aus der Richtung der USA. Die Amerikaner taten sich mit dem Bau eigener Luftschiffe schwer und bestellten ein großes Luftschiff bei der Zeppelin-Gesellschaft, ebenfalls im Rahmen der Reparationszahlungen. Eckener leitete nicht nur den Bau, sondern pilotierte das Luftschiff im Oktober 1924 auch selbst im Direktflug in die USA – fast 8000 Kilometer in 81 Stunden. In den USA wurde es „Los Angeles“ getauft und acht Jahre lang für verschiedene Zwecke eingesetzt. US-Präsident Calvin Coolidge lud Eckener und seine Mitarbeiter ins Weiße Haus ein und bezeichnete das neue Luftschiff als „Friedensengel“.

Die „Los Angeles“ schwebt über Manhattan, New York | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Das goldene Zeitalter der Luftschiffe. Die „Los Angeles“ schwebt über Manhattan, New York | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Mitte der 20er Jahre wurden die Sanktionen gegen Deutschland gelockert, und die Zeppelin-Gesellschaft unter Eckeners Führung begann wieder zu florieren. Im Jahr 1928 präsentierte die Gesellschaft das bis dahin größte Luftschiff: die „Graf Zeppelin“. Bei einer Länge von 237 Metern konnte das Luftschiff 15 Tonnen befördern und durch fünf starke Motoren eine Geschwindigkeit von ungefähr 120 km/h erreichen. Seine riesige Gondel umfasste 10 Schlafkajüten mit Platz für 24 Passagiere, Toiletten, Duschen, eine Küche sowie einen Speiseraum und einen Salon mit großen Panoramafenstern.

Die „Graf Zeppelin“ flog in die USA, tourte durch Europa und überflog sogar das Land Israel. 1929 bestand sie eine beispiellose Herausforderung und umrundete in nur 21 Tagen die ganze Erde, über Tokio und Los Angeles. Das war das goldene Zeitalter der Luftschiffe: Sie bewährten sich als Verkehrsmittel und Vergnügung für die Reichen und wurden für die Beförderung von Fracht und Post, Beobachtungsmissionen, die Forschung und vieles mehr verwendet.

Die „Graf Zeppelin“ über Rio de Janeiro | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei
Umrundete die Erde und landete in vielen Ländern. Die „Graf Zeppelin“ über Rio de Janeiro | Quelle: Die Geschichte des Zeppelins, gemeinfrei

Das Ende einer Ära

1933 kamen die Nazis in Deutschland an die Macht und übernahmen rasch auch die Kontrolle über die Luftschiffe. Eckener, der seine Abneigung gegen die NSDAP nie verborgen hatte, wurde von seinem Posten entfernt und geächtet – sogar die Erwähnung seines Namens wurde verboten. Das Naziregime verstaatlichte das Zeppelin-Werk und benutzte die Luftschiffe für Propagandazwecke.

Eines der Propagandamittel war die „Hindenburg“, das zweite Luftschiff vom Typ der „Graf Zeppelin“, die auf ihrem Heck ein Hakenkreuz trug. Im Mai 1937 nahm diese Propaganda eine unerwartete Wendung, als das Luftschiff beim Landeanflug in New Jersey in Brand geriet. 36 Passagiere und Mannschaftsmitglieder kamen dabei ums Leben und 62 überlebten. Im Laufe der Jahre gab es viele Spekulationen über die Ursache der Katastrophe, von einem Sabotageakt bis zu einem Blitzschlag, aber die vorherrschende Annahme ist, dass die Reibung von Metallteilen des Gerippes Funkenschlag auslöste, durch den sich der Wasserstoff entzündete. Es ist möglich, dass die heftige Reibung durch ein zu abruptes Wendemanöver des Kapitäns entstand: Nach Eckeners Ausscheiden hatten die Piloten der Gesellschaft die strengen Sicherheitsrichtlinien gelockert, die derartige Manöver untersagten.

​Der Anfang vom Ende: die Katastrophe der „Hindenburg“ 1937, die 36 Menschen das Leben kostete | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Der Anfang vom Ende: die Katastrophe der „Hindenburg“ 1937, die 36 Menschen das Leben kostete | Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

Das Unglück veranschaulichte die Gefahren, die mit der Verwendung von Wasserstoffgas verbunden sind, und dieses wurde durch Helium ersetzt, das etwas weniger Auftrieb schafft, aber nicht entzündlich und daher viel sicherer ist. Eigentlich war man bei den amerikanischen Luftschiffen aus Sicherheitsgründen schon lange zuvor zu Helium übergegangen. Die Katastrophe der „Hindenburg“ markierte den Anfang vom Ende der Ära der Luftschiffe. In den 30er Jahren begannen schon kommerzielle Flugzeuge, den Atlantik in Direktflügen zu überqueren, und Luftschiffe wurden fast nur noch für Vergnügungs- und Abenteuerfahrten betrieben. Das Naziregime verwendete Luftschiffe noch in geringem Ausmaß zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, hauptsächlich für Aufklärungseinsätze, doch 1940 wurden die letzten Luftschiffe zerlegt und das Metall aus ihrem Gerippe für andere Zwecke eingeschmolzen. Indessen waren es die USA, die im Krieg weiterhin Luftschiffe einsetzten. Die Reifenfirma Goodyear baute mehr als hundert solcher Luftschiffe, und sie wurden hauptsächlich für die Luftaufklärung durch die Marine verwendet: Sie begleiteten Schiffskonvois von oben, warnten sie vor feindlichen Bewegungen und unterstützten Bergungs- und Rettungseinsätze.

Seit dem Zweiten Weltkrieg sind weltweit nur wenige Luftschiffe im Einsatz. Sie dienen hauptsächlich als fliegende Reklameschilder, für Vergnügungsflüge oder für verschiedenartige Forschungsflüge. Bis vor einigen Jahren dienten sie auch für Luftaufnahmen von großen Sportereignissen, doch infolge der Miniaturisierung der Kameras und des verbreiteten Betriebs von Drohnen hat sich diese Funktion überlebt.

Die Luftschiffe haben ein kurzes, aber spannendes Kapitel der Luftfahrt geschrieben und in verschiedenen Bereichen den Weg für die Fluggeräte der Gruppe „schwerer als Luft“ geebnet, etwa bei der Stabilisierung waagerechter Luftfahrzeuge, bei der Flugnavigation und bei den Lufttriebwerken. Doch mehr als alles andere haben die Luftschiffe veranschaulicht, dass bei richtiger Planung alles möglich ist.