Schnarchen, besonders in Verbindung mit Atemstillständen im Schlaf, vermindert stark die Lebensqualität. Eine perfekte Lösung gibt es nicht.

Der durchschnittliche Mensch verbringt fast ein Drittel seines Lebens im Schlaf. Der Schlaf ist für unsere Funktionen sehr wichtig, und besonders die Ruhe, die wir unserem Gehirn gönnen – es wird angenommen, dass das Gehirn während des Schlafs die Tageserlebnisse verarbeitet, die wichtigen Ereignisse im Gedächtnis bewahrt und den Rest entsorgt. Dieses Filtern ist erforderlich, damit das Gehirn funktionieren kann. Wenn wir zu wenig schlafen oder wenn unsere Schlafqualität ungenügend ist, wird der Vorgang gestört, und wir können unter Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisproblemen leiden.

Eine der häufigsten Ursachen für mangelnde Schlafqualität bei Erwachsenen ist nächtliches Schnarchen. Laut Schätzungen schnarchen 44 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen über 30.

Warum schnarchen wir?

Im Tiefschlaf entspannen sich unsere Muskeln. Wenn die Muskeln im Bereich der oberen Atemwege erschlaffen, können sie den Luftstrom in der Luftröhre fast vollständig blockieren. Die Luft, die durch den übrigbleibenden engen Durchgang tritt, bringt das umliegende Gewebe zum Vibrieren, und diese Vibrationen sind die Quelle des vertrauten Geräuschs. Das Schnarchen ist im Allgemeinen dann hörbar, wenn der Schlafende einatmet, denn dabei versucht er, Luft durch den verengten Atemweg zu pressen.

Der Atemweg beim schnarchenden Menschen | Illustration: CLAUS LUNAU / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Das Schnarchgeräusch ist im Allgemeinen dann hörbar, wenn der Schlafende einatmet. Der Atemweg beim schnarchenden Menschen | Illustration: CLAUS LUNAU / SCIENCE PHOTO LIBRARY

 
Schnarchen kann manchmal eine Gefahr für unsere Gesundheit anzeigen, denn die schlaffen Muskeln können eine obstruktive Schlafapnoe (Atemstillstand während des Schlafs) auslösen. Ein solcher Atemstillstand kann zehn Sekunden oder sogar länger dauern und sich 5 bis 30 Mal pro Stunde ereignen. Während dieser Zeit verringert sich die Sauerstoffaufnahme des Körpers erheblich. Wenn das Gehirn das Sinken des Sauerstoffgehalts wahrnimmt, reagiert es mit der Erhöhung unseres Wachheitsgrads, um die für den wachen Zustand charakteristische Muskelspannung wiederherzustellen und die Atemwege freizumachen. Im Allgemeinen werden wir uns gar nicht daran erinnern, dass wir aufgewacht sind, aber unsere Schlafqualität wird leiden.
Die schlimmste Gefahr ist in so einem Fall eine Schädigung der Herzfunktion. Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut abnimmt (Hypoxämie), führt das sympathische Nervensystem, das die für eine Leistungserhöhung nötigen physiologischen Vorgänge steuert, eine Verengung der Blutgefäße herbei, um die Blutzirkulation zu beschleunigen und so den Zellen mehr Sauerstoff zuzuführen. Die Verengung der Blutgefäße bewirkt eine Erhöhung des Blutdrucks. Zudem wird das System die Herzschlagfrequenz erhöhen, um mehr Blut ins Körpergewebe zu pumpen. Die Verbindung dieser Vorgänge mit einem Sauerstoffmangel im Herzmuskel kann zum Herzversagen führen.
 

Ein Schrittmacher zur Feststellung und Verhinderung eines obstruktiven Atemstillstands | Illustration: BSIP / JACOPIN / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Ein obstruktiver Atemstillstand kann ein Herzversagen auslösen. Ein Schrittmacher zur Feststellung und Verhinderung eines obstruktiven Atemstillstands | Illustration: BSIP / JACOPIN / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Wie stellt man einen obstruktiven Atemstillstand fest?

Im Allgemeinen sind es die Partner, die merken, dass ein Mensch schnarcht oder dass sein Atem im Schlaf von Zeit zu Zeit stillsteht. Ein nächtlicher Atemstillstand hört sich wie ein momentaner Erstickungsanfall an, begleitet von einem kurzen Aufwachen. Wenn zudem die schnarchende Person im Verlauf des Tages Müdigkeit, Energiemangel und ein unbeherrschbares Schlafbedürfnis verspürt, dann wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen und das von obstruktivem Atemstillstand begleitete Schnarchen zu untersuchen.

Die Diagnose erfolgt in einem Schlaflabor, wo der Betroffene an Apparate angeschlossen wird, die die Herzfrequenz, die Atemfrequenz, den Blutdruck, die Gehirnwellen und die Sauerstoffsättigung des Bluts messen. Wenn festgestellt wird, dass der Betroffene unter obstruktivem Atemstillstand leidet, wird untersucht, wie häufig das in der Nacht auftritt. Wenn mehr als zehn Mal pro Stunde ein Atemstillstand registriert wird, sind medizinische Maßnahmen notwendig.

 

Ein Mann, der unter obstruktivem Atemstillstand leidet, ist bei einem Versuch an das Gerät angeschlossen | Foto: PETER MENZEL / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Das CPAP-Gerät drückt Luft in die Luftröhre und verhindert Schnarchen. Ein Mann, der unter obstruktivem Atemstillstand leidet, ist bei einem Versuch an das Gerät angeschlossen | Foto: PETER MENZEL / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Mit dem Schnarchen aufhören

Der einfachste Weg, das Schnarchen zu verhindern, ist eine Veränderung der Schlafposition. Schlafen in Seitenlange statt in Rückenlage verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die schlaffe Luftröhrenmuskulatur die Atemwege blockiert. Eine weitere Empfehlung ist, vor dem Schlafen keinen Alkohol zu trinken. Alkohol entspannt die Muskulatur und kann somit die Wahrscheinlichkeit des Schnarchens erhöhen. Auch eine Gewichtsabnahme kann einer Person helfen, deren Schnarchen mit überschüssigem Fett im Halsbereich zusammenhängt.

Wenn diese Mittel nicht helfen, sollte man sich an einen Facharzt wenden. Eines der Instrumente, die Ärzte vielleicht vorschlagen, ist ein Gerät namens CPAP – das sind die englischen Initialen von „kontinuierlich positiver Atemwegsdruck“. Das Gerät drückt Luft in die Luftröhre und verhindert so die Obstruktion der Atemwege. Wenn das Schnarchen anatomische Ursachen hat, kann eine Operation notwendig sein.

Diese Möglichkeiten bieten keine vollständige Lösung des Problems, sondern können bloß eine Verbesserung bewirken. Zudem können sich viele der CPAP-Benutzer nicht an das Gerät gewöhnen und haben Einschlafschwierigkeiten, wenn sie daran angeschlossen sind, sodass sie es nicht weiterverwenden und das Problem von Neuem auftritt.

Im Jahr 2018 wurde erstmals eine medikamentöse Methode zur Lösung des Schnarchproblems untersucht. Rund 20 Teilnehmer, die unter obstruktivem Atemstillstand litten, bekamen eine Kombination von zwei Medikamenten: eines, das ursprünglich gegen Inkontinenz eingesetzt wurde, und ein zweites, mit dem ADHS (Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung) behandelt wird. Obwohl die beiden Medikamente keinen direkten Bezug zum Atmungssystem haben, sollte ihre Kombination bewirken, dass die Atemmuskeln sich ausdehnen und so das Schnarchen vermindert wird. Tatsächlich trat bei den Teilnehmern eine bedeutende Abnahme, im Ausmaß von 74 Prozent, der nächtlichen Atemstörungen ein. Die Häufigkeit der Atemstörungen lag vor der Einnahme der Medikamente bei durchschnittlich 28,5 pro Stunde und sank im Verlauf des Experiments auf nur 7,5 pro Stunde. Allerdings können beide Medikamente unangenehme Nebenwirkungen haben, und sie dürfen nur nach ärztlicher Beratung eingenommen werden.

Es sieht also nach Fortschritten auf dem Weg zu einem Medikament gegen den obstruktiven Atemstillstand im Schlaf aus. Und wer weiß? Vielleicht wird in der Zukunft noch eine Lösung für das Problem des Schnarchens gefunden werden, zur Erleichterung der Schnarcher unter uns und ihrer Partner.

Zur Beachtung: Der Artikel liefert nur allgemeine wissenschaftliche Informationen und ist kein Ersatz für professionelle medizinische Beratung.